„Denk daran: Fahr aufmerksam“
Die Verkehrsministerin Doris Bures startet gemeinsam mit dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) jetzt die Kampagne „Kinder sehen die Welt anders“, um mehr Bewusstsein für die Situation von Kindern im Straßenverkehr zu schaffen. Die Ministerin hat gemeinsam mit KfV-Direktor Othmar Thann und Manuel Sprung, Professor für Klinische Kinder- und Jugendpsychologie an der Universität Wien, die neue Verkehrssicherheitskampagne vorgestellt.
Das Ziel ist, die Erwachsenen für mehr Rücksicht und Aufmerksamkeit zu sensibilisieren. „Denk daran: Fahr aufmerksam! Das Motto fasst sehr gut zusammen, worum es uns geht“, betont Bures, „Kinder sind die schwächsten Verkehrsteilnehmer, sie brauchen unseren besonderen Schutz.“
Erwachsene haben daher eine besondere Verpflichtung, auf Kinder im Straßenverkehr achtzugeben. Kinder sind vom Vertrauensgrundsatz, der besagt, dass sich VerkehrsteilnehmerInnen auf das richtige Verhalten der anderen verlassen können, ausgenommen. Trotzdem wurden 2012 nahezu 3.000 Kinder im Straßenverkehr verletzt. Besondere Unfallhäufungen gibt es im Sommer rund um den Schulschluss und zum Schulbeginn. Darauf ist die Kampagne abgestimmt, die in zwei Wellen stattfindet, in den ersten Juliwochen und Ende August und Anfang September.
„Jeder Unfall mit Kindern ist einer zu viel, deshalb rücken wir dieses Thema bewusst in den Vordergrund“, betont Verkehrsministerin Bures. „Neben gesetzlichen Rahmenbedingungen wie der Radhelmpflicht für Kinder oder der Verankerung des Rücksichtnahmegebots in der StVO sind mehr Rücksicht und Achtsamkeit von Erwachsenen notwendig. Daher setzen wir neben den legistischen Maßnahmen auf Bewusstseinsbildung bei den erwachsenen Verkehrsteilnehmern“, erläutert Bures. Denn die meisten Verkehrsunfälle von Kindern passieren, weil Erwachsene nicht gut genug aufpassen.
So wird jedes dritte im Straßenverkehr verletzte Kind als Mitfahrer im Pkw verletzt. Nahezu jedes fünfte Kind im Straßenverkehr verletzte Kind verunglückt beim Überqueren einer Kreuzung. „Es ist eine traurige Tatsache, dass rund ein Drittel aller Kinder im Auto nicht richtig gesichert oder gar nicht gesichert sind. Das Risiko, bei einem Unfall getötet oder schwer verletzt zu werden, ist bei ungesicherten Kindern sieben Mal so hoch wie für richtig gesicherte Kinder“, mahnt Othmar Thann, Direktor des KfV (Kuratorium für Verkehrssicherheit).
Die Eckdaten der Kampagne
Die Kampagne wird bis Mitte September über alle relevanten Kommunikationskanäle deutlich wahrnehmbar sein. Neben dem bewegenden Fernsehspot ist die Kampagne in Form von Hörfunkspots, Print-Sujets, auf den Autobahnplakaten der ASFINAG und auf Facebook präsent. Besondere Werbe- und Informationsschwerpunkte werden auf den Ferienbeginn bzw. den Schulbeginn im September gelegt.
- Die Kampagne richtet sich in erster Linie an alle erwachsenen VerkehrsteilnehmerInnen, denn sie haben es in der Hand, Kindern ein Vorbild zu sein und durch besondere Rücksicht den Straßenverkehr sicherer zu gestalten.
- Der Mediamix garantiert, dass mehr als fünf Millionen VerkehrsteilnehmerInnen und somit größtmögliche Bekanntheit und maximale Wirkung erreicht werden.
- Über Facebook wird ein interaktiver Kommunikationskanal zur Verfügung gestellt, der auf unterhaltsame Weise Wissen zum Thema vermittelt und über den sinnvolle Preise verlost werden, wie z.B. Kindersitze oder Fahrsicherheitstrainings.
Mehr Kindersicherheit im Straßenverkehr
In den vergangenen Jahren wurden schon wesentlich Schritte für mehr Sicherheit für Kinder im Straßenverkehr gesetzt:
- 2011 wurde das Rücksichtnahmegebot in der Straßenverkehrsordnung (StVO) verankert und die Radhelmpflicht für Kinder bis zwölf Jahre erfolgreich eingeführt.
- Seit 2009 müssen bei zwei Verstößen gegen die richtige Kindersicherung im Rahmen des Vormerksystems Kindersicherungsseminare besucht werden.
- Informationen zur richtigen Kindersicherung im Auto werden seit 2009 österreichweit den Baby-Startpaketen beigelegt.
- Bei den Radworkshops in Zusammenarbeit mit der Allgemeinen Unfallversicherugnsanstalt AUVA lernen Kinder sicheres Verhalten im Straßenverkehr – daran haben bisher 61.000 kleine Pedalritter teilgenommen.
„Mit unseren Maßnahmen haben wir schon viel erreicht und Österreichs Straßen für Kinder sicherer gemacht. Vor zehn Jahren starben jeden Monat zwei Kinder im Straßenverkehr, 2012 waren es insgesamt acht und ich möchte, dass künftig kein Kind mehr sein Leben im Straßenverkehr verliert“, betont Verkehrsministerin Doris Bures.
Hintergrund: Kinder im Straßenverkehr
Prinzipiell sind Kinder im Straßenverkehr sehr vorsichtig und verhalten sich meistens genau richtig. Dennoch ist die „Straßenverkehrstauglichkeit“ von Kindern eingeschränkt – weil ihre Entwicklung bestimmte Schlussfolgerungen noch nicht zulässt bzw. auch physische Limits vorhanden sind:
- Kinder sind klein – das ist ein Grund für gefährliche Situationen im Straßenverkehr, weil sie selbst zu wenig sehen oder zu spät gesehen werden.
- Das Blickfeld von Kindern ist gegenüber jenem Erwachsener eingeschränkt: Gefahren, die Erwachsene noch aus dem Augenwinkel wahrnehmen können, sind für Kinder oft nicht sichtbar.
- Kinder können schlecht einschätzen, woher Geräusche kommen, weil diese Zuordnung noch nicht voll ausgebildet ist.
- Außerdem haben Kinder häufig Probleme, links und rechts zu unterscheiden.
- Distanzen korrekt einzuschätzen, fällt Kindern ebenfalls ziemlich schwer – das kann sich insbesondere bei Bremswegen fatal auswirken.
- Das größte Manko ist aber die fehlende Erfahrung: Kinder müssen mit dem Straßenverkehr erst umgehen lernen.
Kinder im Straßenverkehr – Unfallbilanz
- In den vergangenen Jahren ist es gelungen, die Zahl der verletzten und getöteten Kinder im Straßenverkehr deutlich zu reduzieren. Gab es 2002 noch über 4.000 verletzte und 25 getötete Kinder, waren es 2012 um tausend Verletzte weniger, acht Kinder wurden 2012 im Straßenverkehr tödlich verletzt.
- Das Unfallrisiko von Kindern steigt, sobald sie aktiv am Verkehrsgeschehen teilnehmen – also ab sechs Jahren als FußgängerInnen, ab zehn als RadfahrerInnen bzw. ab 14 mit dem Moped.
- 38 Prozent der Kinder verunglücken als MitfahrerInnen im Pkw, 27 Prozent zu Fuß und 21 Prozent mit dem Fahrrad, wobei jüngere Kinder in erster Linie im Pkw als Mitfahrerinnen/Mitfahrer betroffen sind, ältere Kinder hingegen als Radfahrerinnen/Radfahrer.
- Der überwiegende Anteil der Unfälle – nämlich knapp drei Viertel – ereignet sich im Ortsgebiet.
- Mehr als 360 Unfälle passierten 2011 am Schulweg.
- Unfälle mit Kinderbeteiligung passieren am häufigsten gegen Ende der Woche, also Donnerstag oder Freitag.
- Vier Fünftel aller Unfälle mit Kinderbeteiligung gehen zum Glück mit leichten Verletzungen aus.
Alle Informationen zur Kampagne finden Sie unter: www.facebook.com/Kinder.sehen.die.Welt.anders
Rückfragehinweis:
Mag. Marianne Lackner
Pressesprecherin von Bundesministerin Doris Bures
Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT)
Telefon: + 43 (0) 1 711 62 65 8121
E-Mail: Marianne.Lackner@bmvit.gv.at
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